First-MOVE Mission Report

First-MOVE Bordrechner Defekt

Publiziert am 3. Februar 2014 von Claas Olthoff

Wie schon am 21.12.2013 geschrieben erhalten wir seit diesem Tag von First-MOVE keine Daten Beacons mehr. Im Gegensatz zum nominalen Modus wo im Wechsel alle 60 Sekunden AX.25 und CW Beacons übertragen wurden, hören wir nun nur noch CW Beacons alle 60 Sekunden. Nachdem wir in den letzten Wochen einiges probiert haben um mit Telekommandos den Rechner neu zu starten haben wir in der vergangenen Woche nochmals die Möglichkeiten der Situation analysiert. Danach sind wir der Überzeugung das die Software an Bord irreparabel beschädigt ist. Die Tatsache das wir alle 60 Sekunden CW Beacons erhalten zeigt, dass sowohl die Stromversorgung, als auch das Funkgerät funktionieren. Damit das Funkgerät in den 60 Sekunden CW Beacon Modus „zurückspringt“ muss es definitiv von der Stromversorgung getrennt worden sein, da dies nicht von der Software ausgelöst werden kann. Dies bedeutet, dass die Stromversorgung auf jeden Fall unterbrochen war. Wenn es so eine Trennung gab, müsste der Bordrechner in der Bootsequenz als erstes am Funkgerät den CW Beacon Modus deaktivieren. Da dies nach der Trennung nicht passiert ist, kommt der Rechner aktuell nicht vollständig durch die Bootsequenz, vmtl. weil sie durch fehlerhaftes Beschreiben unbrauchbar wurde. Da es keine Möglichkeit gibt die Software neu aufzuspielen sehen wir keine Möglichkeit die Mission fortzuführen und die geplanten Experimente durchzuführen. Damit scheint First-MOVE nach nur kurzer Lebensdauer schon inaktiv zu sein. Wir werden weiterhin die CW Beacons empfangen, aber mehr als seinen Namen werden wir leider nicht mehr bekommen.

An dieser Stelle wollen wir uns aber zunächst bei allen Menschen bedanken die uns auf der langen Reise begleitet und geholfen haben. Grade die Erfahrung das Fremde Menschen rund um die Welt versucht haben und teilweise erfolgreich unseren Satelliten tracken konnten hat uns sehr gefreut. Vielen Dank für den Einsatz und die Hilfe!

Die ersten 2 Wochen

Publiziert am 4. Dezember 2013 von Jan Harder

Die ersten zwei Wochen von First-Move sind vorbei und während unser kleiner ruhig seine Runden zieht und relativ stabil aussieht haben wir am Boden viel gelernt.

Nach dem langsamen Beginn am ersten Tag mussten wir mit mehreren Ungewissheiten klarkommen. Zunächst führte die Unklarheit bei den Bahndaten dazu, dass wir unterschiedliche Objekte angepeilt haben um rauszufinden mit welchem Objekt wir die stärksten Signale empfangen können. Nach mehreren Tagen Ruhe kam am vergangenen Wochenende Daten von NORAD, wobei Objekt 2013-066Z uns die besten Ergebnisse beschert. Nach nun mehreren Überflügen mit bis zu 11 empfangenen Beacons sind wir guter Dinge richtig zu liegen.

Als zweite große Unbekannte blieb die richtige Frequenz zu benutzen. Diese hängt einerseits auch mit den Bahndaten und der resultierenden Dopplerverschiebung zusammen. Zusätzlich gibt es noch eine Temperaturabhängigkeit des On-Board Transmitters. Da der Satellit kälter ist als erwartet mussten wir auch hier erst einige Überflüge nutzen um uns an die richtigen Einstellungen heranzutasten. Durch mitschreiben der empfangenen HF Peaks könnten wir für die Tag und Nacht-Überflüge gute Einstellungen finden.

Trotz der sich verbessernden Bahndaten und Frequenzeinstellungen konnten wir nur selten die Beacon Signale direkt selbst beim Überflug decodieren. Hier waren einige Funkamateure (insbesondere DK3WN) eine Riesenhilfe, da sie uns immer wieder mit decodierten Daten versorgten. Anfang dieser Woche konnten wir dann einen Fehler in unserer Bodenstation entdecken der maßgeblich an den schwierigen Empfangsbedingungen Schuld war. Unser Mastvorverstärker hatte einen Kurzschluss in der Stromversorgung. Wir hatten also die ersten Tage quasi ohne Verstärker gearbeitet! Mit der reparierten Leitung und einer besseren Einstellung am Funkgerät konnten wir heute zum ersten Mal alle empfangbaren Beacon (3 Datenbeacons bei einem 27 Grad Überflug) live beim Überflug decodieren.

Es sieht also so aus, als ob wir die gröbsten Startschwierigkeiten hinter uns haben und hoffen bald mit der Kommandierung anfangen zu können.

Erstes AX.25 Signal empfangen und Dekodiert!

Publiziert am 26. November 2013 von Claas Olthoff

Heute haben wir zum ersten mal mit unserer Bodenstation ein Signal von First-MOVE in ausreichender Signalstärke empfangen um es direkt während dem Überflug zu dekodieren.

Das Beacon enthielt folgende Daten:

TMP_Y1    -1.91°CTMP_FP34   9.73°CTMP_BAT    5.37°CTMP_OBDH1  6.13°CVOL_BAT0   8.29 VCUR_FP3  207.20 mAVOL_EC1a   2.21 VCUR_EC1b  11.62 mAVOL_EC3a   2.47 mA

Was für ein großartiger Tag!

Publiziert am 24. November 2013 von Claas Olthoff

Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung der Ereignisse am Starttag, den 21. November 2013.

Der Tag begann früh am morgen, bereits um 7:00 Uhr waren wir am Lehrstuhl um die allerletzten Vorbereitungen für die Startparty zu treffen. Um kurz vor acht hatte sich dann trotz der frühen Stunde eine große Gruppe im Foyer des LRT versammelt. Es waren aktuelle und ehemalige Mitarbeiter von First-MOVE dabei, Freunde, Verwandte, Geschwister… Auch viele Mitglieder des MOVE 2 Teams waren da um DAS Ereignis mitzuerleben.

Um genau 10 Minuten und 11 Sekunden nach acht Uhr schoss dann die Dnepr Rakete in Yasny aus ihrem Silo, auf großen Leinwänden konnten die Zuschauer dies mit einer Computeranimation verfolgen, untermalt mit dramatischer Musik.
Nach den ersten aufregenden Minuten in denen die ersten Stufen der Rakete ausbrannten und abgeworfen wurden folgte eine längere Wartephase in der die Oberstufe der Rakete die insgesamt 32 Satelliten bis in den Zielorbit transportierte. 937 Sekunden nach dem Start wurde First-MOVE dann gemeinsam mit seinen beiden “Mitbewohnern” im ISIPod Auswurfmechanismus ausgestoßen. Das wurde bald darauf aus Russland per Webchat bestätigt.

Diese Ereignisse wurden natürlich von großem Jubel im Publikum begleitet. Die erste Etappe war geschafft und First-MOVE war auf seinem Orbit. Wir sind dann vom Foyer in unseren kleinen Kontrollraum umgezogen und haben alles für den ersten Überflug vorbereitet, der wurde um 9:46 Uhr erwartet.

Gebannt saßen wir im Kontrollraum vor unseren Bildschirmen und auch die vielen Zuschauer im Foyer, nun gestärkt durch ein kleines Frühstück, warteten gespannt auf das erste Signal.

Der Überflug kam und ging vorbei, doch leider hörten wir nichts. Den leichten Anflug von Enttäuschung konnten wir schnell überwinden, denn der Überflug war sehr kurz und flach, das heißt First-MOVE lugte nur kurz über den östlichen Horizont, nur um bald danach wieder zu verschwinden. Der nächste Überflug würde deutlich besser werden, mit einer maximalen Elevation (Winkel zwischen der Sichtlinie auf Satelliten und dem Horizont) von fast 60 Grad und einer Dauer von fast 15 Minuten. Wir verbrachten die 1,5 Stunden bis zu diesem Überflug mit wieder wachsender Spannung.

Um 11:22 kam First-MOVE wieder über den Horizont und die Antenne auf dem Dach des Fakultätsgebäudes folgte dem vorberechneten Kurs des Satelliten über den Himmel. Nach etwa vier Minuten hörten wir ein sehr leises surren aus den Lautsprechern im Kontrollzentrum. Es war ein schwaches Signal auf einer ähnlichen Frequenz wie First-MOVE, aber war er es wirklich? Hätte das Signal nicht stärker sein müssen? Kann es einer der anderen 31 Satelliten gewesen sein, die mit uns in den Weltraum geschossen wurden? Wir empfingen kein weiteres Signal und waren am Ende des Überflugs etwas ratlos. Bis zum nächsten Überflug waren es wieder nur 1,5 Stunden und schnell schlossen wir ein weiteres, empfindliches Messgerät, einen sogenannten Spectrum Analyzer, an unser Funkgerät um die Signale besser analysieren zu können. Der nächste Überflug war wieder kurz und hatte eine maximale Elevation von 20 Grad. Wir beobachteten die Anzeige des Spectrum Analyzers sehr genau und sahen plötzlich einen größeren Ausschlag etwas oberhalb der Frequenz von First-MOVE. Könnte das eine der Funkbaken gewesen sein? First-MOVE sendet alle 60 Sekunden einen kurzen Funkspruch, also warteten wir mit angehaltenem Atem eine Minute und tatsächlich, ein weiterer Ausschlag auf dem Spectrum Ananlyzer! Das hörte sich sehr nach First-MOVE an und es kam vorsichtiger Optimismus auf.

Der nächste Überflug würde erst wieder am frühen Abend stattfinden, wir hatten also viel Zeit uns Gedanken zu machen, wie wir den Empfang am Boden verbessern könnten. Dazu schlossen wir einen weiteren Verstärker an unser Funkgerät an um das empfangene Signal “lauter” zu machen. Um 20:47 Uhr begann der nächste Überflug und wieder starrten wir gebannt auf die verschiedenen Bildschirme und Anzeigen im Kontrollraum. Etwa in der Mitte der vorberechneten Überflugsdauer sahen wir wieder einen Ausschlag auf dem Spectrum Analyzer, konnten aber auf den Lautsprechern nur Rauschen hören. Nach 60 Sekunden wieder ein Ausschlag, aber kein Ton. Könnte etwas mit dem Satelliten nicht stimmen? Waren die Batterien leer geworden? War er kälter als berechnet geworden? Wieder herrschte Ungewissheit und Skepsis. War das jetzt First-MOVE oder nicht? Der nächste Überflug kam 1,5 Stunden später und war mit 57,9 Grad Elevation auch ganz gut. Aber wieder gab es nur ein paar ausschläge zur Richtigen Zeit auf dem Spectrum Analyzer und keinen Ton. Was war da los?

Der nächste Überflug würde erst wieder am nächsten morgen stattfinden, also begannen wir die Bodenstation in den Ruhemodus zu versetzen und der Kontrollraum begann sich zu leeren. Es war mittlerweile kurz nach 23:00 Uhr Ortszeit, viele der Zuschauer waren bereits Stunden zuvor nach Hause gegangen und auch der “harte Kern” wurde kleiner. Insgesamt war die Stimmung gedrückt. Keiner war sich mehr so richtig sicher, was man beim zweiten Überflug gehört hatte und das Vertrauen in die Bodenstation in Garching wankte.

Da guckte jemand noch jemand schnell nach seinen E-Mails und es gab einen Aufschrei: Ein Amateurfunker aus Dänemark hatte ein Signal empfangen und uns die Aufzeichnung geschickt!

Für jeden anderen wäre dieses Geräusch nur ein komisches Piepen gewesen, aber wir, die wir so oft lange Stunden im Reinraum verbracht hatten um den Satelliten zu bauen und testen, kannten dieses Geräusch nur zu gut und wussten sofort: Das war First-MOVE! Das war die Morse-Bake! Wir hatten es tatsächlich geschafft! Denn auch wenn das Signal zu leise und zu schwach war um die darin enthaltenen Daten zu entschlüsseln, die Tatsache, dass wir überhaupt etwas empfangen haben bedeutete, dass alles perfekt geklappt hatte.

Direkt nach dem Auswurf war der Bordcomputer hochgefahren und hatte einen 7 Minuten langen Countdown gestartet. Nach Ablauf dieser Zeit, wurden die Halterungen der Solarpanele gelöst und die “Flügel” von First-MOVE wurden ausgeklappt. Nach weiteren 8 Minuten wurde dann das Funkgerät eingeschaltet und das Betriebssystem in den Bereitschaftsmodus versetzt. All dies passierte natürlich nach den extremen Belastungen beim Start der Rakete, im harten Vakuum des Weltraums und irgendwo über dem südlichen, Indischen Ozean, kurz vor der Antarktis. Wahnsinn!

Nach all dem was wir mit First-MOVE schon durchgemacht hatten, die technischen Schwierigkeiten, die Startverzögerungen, es hätte ihm auch irgendwie nicht ähnlich gesehen, wenn beim Start der Mission plötzlich alles wie am Schnürchen geklappt hätte. Wir waren trotzdem euphorisch und machten noch eine der seit dem morgen kaltgestellten Flaschen Sekt auf und stießen auf eine erfolgreiche Mission an.

Aber am Ende dieses langen, aufregenden Tages waren wir übermüdet aber überglücklich, denn wir wussten, er lebt, es geht ihm gut, und die Arbeit fängt gerade erst an!

Spektralbild

Publiziert am 21. November 2013 von Jan Harder

Signal Spektrum des letzten Überflugs, man sieht Peaks um unsere Mittenfrequenz, außerdem Funcube (?) und Velox-PII (?)

Start Erfolgreich!

Publiziert am 21. November 2013 von Claas Olthoff

Heute morgen um 8:10:11 Uhr ist First-MOVE vom russischen Starplatz Yasny aus in den Weltraum gestartet. Der Satellit wurde planmäßig 937 Sekunden nach dem Start ausgesetzt und hat 8 Minuten später seine Solapanele entfaltet.

Beim ersten Überflug über Garching konnten wir leider keine Signale empfangen, aber beim zweiten, deutlich höheren Überflug konnten wir ein sehr schwaches Signal hören. Das bedeutet, dass der on-board Rechner hochgefahren ist und das Funkgerät angeschaltet wurde.

Wir hoffen jetzt durch bessere TLEs auch besseren Empfang zu kriegen, der nächste gute Überflug ist heute Abend um 21:30 Uhr.

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